Programm - Inhaltliche Beschreibung

Inhaltliche Beschreibung›› Vorträge und Workshops
   Freitag, 31.10.2008

›› Vorträge und Workshops
   Samstag, 1.11.2008

›› Vorträge und Workshops
   Sonntag, 2.11.2008

 

Programm Freitag, 31.10.2008

Vorträge

V 1 | Eckhard Roediger
Achtsamkeit ist nicht alles, aber ohne Achtsamkeit ist alles nichts!
8:30 – 9:15 Uhr

Der Mensch entwickelt sich in einem Spannungsfeld zwischen körperlicher Bedingtheit und praktischer Willensfreiheit. Das Gehirn als sich selbst organisierendes und stabilisierendes Netzwerk baut Schemata als inneres Abbild der Vorgänge in der Umwelt auf. Diese Schemata haben eine Tendenz, sich selbst zu bestätigen. Von dieser Seite steckt der Mensch daher in einer „Lernfalle“. Im selbstreflexiven Zustand kann dieser Naturprozess erkannt, unterbrochen und bewusst neu impulsiert werden. Dabei werden durch Aktivitäten im präfrontalen und anterioren cingulären Cortex die automatisierten Selbstregulationsprozesse unterbrochen. So entsteht ein Raum für ziel- bzw. final orientiertes Handeln bzw. Kulturschaffen.
Der Vortrag stellt die Bedeutung der Achtsamkeitshaltung als notwendigen Einstieg in Selbstreflexions- und Selbstmodifikationsprozesse dar, um automatisierte Prozesse zu erkennen und spontane Handlungsimpulse zu desaktualisieren – bevor bewusst gewählte Verhaltensantworten initiiert und stabilisiert werden können.

Vortrag V 2 | Christoph Kolbe
Sinnerfahrung im Leben als Thema in der Psychotherapie
14.30 - 15.15 Uhr

Einführung in die Grundzüge der Existenzanalyse und Logotherapie nach V. E. Frankl:
V. E. Frankl war es wichtig, den Menschen in seiner körperlich-seelisch-geistigen Einheit zu sehen. Dabei legte er besonderen Wert auf das Ringen des Menschen um ein sinnerfülltes Leben. Der Vortrag wird in die Grundgedanken dieser humanistisch-existenziellen Richtung der Psychotherapie einführen. Dabei sollen das existenzielle Sinn- und Personverständnis im Kontext der existenzanalytischen Anthropologie erläutert und Wege zur Sinnerfahrung aufgezeigt werden. Außerdem wird die neuere Weiterentwicklung dieses Ansatzes unter dem Aspekt der Grundmotivationen samt ihrer Nosologie skizziert. So soll gezeigt werden, wie Psychotherapie dem Menschen helfen und ihn dazu befähigen kann, sein Leben mit Zustimmung zu leben.

 

Workshops

WS 1 | Markus Pawelzik
Einführung in das Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy (CBASP) - ein evidenzbasiertes Therapieprogramm zur Behandlung chronischer Depressionen

9:45 – 13:00 Uhr und 15:45 – 19:00 Uhr

CBASP ist das bislang wirksamste psychotherapeutische Behandlungsverfahren bei chronischen Depressionen. Es begreift die chronische Depression wesentlich als Folge einer zum Stillstand gekommenen psycho-sozialen Entwicklung, die es wieder in Gang zu bringen gilt. Dabei kommen verhaltenstherapeutische Techniken zum Einsatz, die ein ungewöhnlich hohes Maß an persönlichem Beziehungseinsatz erfordern.

WS 2 | Christoph Kolbe
Methodik phänomenologisch-personaler Gesprächsführung

9:45 – 13:00 Uhr und 15:45 – 19:00 Uhr

WS 3 | Jörg von der Laage
„Zurück ins Leben” - Hilfe aus emotionalen Krisen

9:45 – 13:00 Uhr und 15:45 – 19:00 Uhr

Der Workshop soll Hilfestellung zum richtigen Umgang mit Krisenpatienten bis hin zur akuten Suizidalität geben. Vorgestellt werden zunächst die Charakteristika verschiedener Krisenformen (Veränderungskrisen, traumatische Krisen, chronische Krisen). Die Einschätzung der unterschiedlichen Krisenzustände wird an Fallbeispielen geübt. Die therapeutische Wirksamkeit des „Non-Suizid-Vertrags“ wird kritisch hinterfragt. Anhand eines konkreten Patientenbeispiels aus dem Teilnehmerkreis erarbeiten wir dann ein spezifisches Problemlöseschema. Adäquates therapeutisches Vorgehen wird in Live-Demonstration anschaulich vorgeführt.

WS 4 | Eckhard Roediger
Achtsamkeit in der Schematherapie

9:45 – 13:00 Uhr und 15:45 – 19:00 Uhr

Im Workshop werden Übungen zur Aufmerksamkeitslenkung gemeinsam ausprobiert. Diese Fähigkeit zur Unterbrechung automatisierter Selbstregulationsprozesse ist zentraler Bestandteil einer Umorientierung, in der Raum für ziel- bzw. final orientiertes Handeln bzw. Kulturschaffen entsteht.
In der Schematherapie wird dieser Handlungsraum geschaffen, indem zunächst spontane Handlungsimpulse desaktualisiert und dann ohne Bewertung wahrgenommen werden. Anschließend kann in Momenten der Besinnung eine bewusste, zielbezogene Antwort im Sinne eines inneren Dialoges gegeben und durch eine systematische Selbstorganisationstätigkeit (z.B. unter Verwendung von Tagebüchern) in eine Handlungsplanung umgesetzt werden. Dies unterstützt die Bildung neuer Lernerfahrungen und nachfolgend eine neuroplastische Reorganisation bzw. Schemamodifikation. Übungen zur Unterstützung dieses Selbsttransformationsprozesses werden vorgestellt.

WS 5 | Hans Lieb
Systemisches für Verhaltenstherapeuten

9:45 – 13:00 Uhr und 15:45 – 19:00 Uhr

Ich vermittle Ihnen theoretisch und praktisch Aspekte des systemischen Ansatzes, die nach meinen Erfahrungen für Verhaltenstherapeuten gleichermaßen besonders irritierend und befruchtend sind. Dazu gehören:

  • Die Kernannahmen des Systemischen als Herausforderung für Verhaltenstherapeuten
  • Die systemische Diagnostik, die sich radikal als Beziehungsdiagnostik versteht
  • Die systemische Art, zu fragen, zu kommentieren, zu irritieren und zu konfrontieren
  • Die Vermittlung heilsamer Botschaften für verstrickte Systeme
  • Integration und Separation von Systemischer und Verhaltenstherapie - die dann am Ende jeder selbst nach seinem Muster ausgestalten wird

WS 6 | Harlich H. Stavemann
Philosophische Psychotherapie - Lebenszielanalyse und Lebenszielplanung in der Kognitiven Verhaltenstherapie

9:45 – 13:00 Uhr und 15:45 – 19:00 Uhr

In diesem Praxisworkshop erhalten bzw. üben die TeilnehmerInnen Leitfäden und Strategien für den Umgang mit der Lebenszielproblematik im Rahmen einer kognitiven Verhaltenstherapie - besonders bei Patienten mit depressiver Symptomatik, bei Burn-out Syndromen, Lebenskrisen und Selbstwertproblemen.
Schwerpunkte sind: Durchführen der Lebenszielanalyse und Hilfestellung bei der Lebenszielplanung, Umgang mit (Lebens-) Zielverlust und Zielkonflikten. Für die Übungen können eigene Themen oder die von Patienten eingebracht und besprochen werden.

WS 7 | Jörg Fengler
Burnoutprophylaxe und Salutogenese

9:45 – 13:00 Uhr und 15:45 – 19:00 Uhr

Die Arbeit mit Patienten ist für Therapeutinnen und Therapeuten eine kontinuierliche Belastung, die zu einer Gefährdung der seelischen Gesundheit und auch zu einer Beeinträchtigung der Arbeitsqualität führen kann. Präventive Maßnahmen sind auf sechs Ebenen möglich. Es besteht die Gelegenheit dazu, den eigenen Belastungskontext zu identifizieren und maßgeschneiderte, individuell gestaltete Lösungen zu entwickeln.
Der Workshop findet im Wechsel von Vortrag, Kleingruppenarbeit und Fall-Besprechung statt.


Programm Samstag, 01.11.2008

Vorträge

V 3 | Ellert Nijenhuis
Traumabedingte Strukturelle Dissoziation der Persönlichkeit

8:30 – 9:15 Uhr

Dieser Vortrag gibt einen Überblick über die Theorie der Strukturellen Dissoziation und ihre psychologischen Auswirkungen. Die Theorie der Strukturellen Dissoziation geht davon aus, dass durch Traumatisierungen das psychobiologische System, das die individuelle Persönlichkeit eines Menschen ausmacht, aufgespalten wird. Diese basale Aufspaltung vollzieht sich zwischen zwei verschiedenen psycho-biologischen Aktionssystemen:

  • einem System, welches das Überleben der Art und die Alltagsbewältigung steuert und u.a. Bindungsverhalten, Exploration und Spiel beinhaltet und die Fortpflanzung im Sinne der Arterhaltung betrifft
  • einem System, welches das Überleben eines massiv bedrohten Individuums im Sinne eines Verteidigungssystems sichert
    Bei chronischer Traumatisierung wird die Strukturelle Dissoziation noch komplexer und verfestigter.
Der Vortrag beleuchtet den Zusammenbruch integrativer Fertigkeiten während einer Traumatisierung, was zu Struktureller Dissoziation führt, und beschreibt mentale Prozesse und Verhaltensweisen, die die strukturelle Dissoziation aufrechterhalten.

V 4 | Markus Pawelzik
Wie steht es um die „Dritte Welle” der Verhaltenstherapie?

14:30 – 15:15 Uhr

Unter dem breiten Dach der kognitiven Verhaltenstherapie versammelt sich eine Reihe neuerer, innovativer Therapieansätze, die als „dritte Welle der Verhaltenstherapie“ bezeichnet werden. Im Gegensatz zu den beiden ersten Wellen, die jeweils eine relativ einheitliche theoretische Basis aufwiesen (Lernpsychologie, kognitive Psychologie), bietet die dritte Welle ein uneinheitliches Bild. Die Schematherapie (Jeffrey Young), die Dialektisch-Behaviorale Therapie (Marsha Linehan), die Selbstmanagementtherapie (Frederic Kanfer), CBASP (Jim McCullough), ACT (Steven Hayes), die emotionsfokussierte Therapie (Leslie Greenberg) und einige andere lassen sich auch bei großzügiger Interpretation auf keinen gemeinsamen theoretischen Nenner bringen. Wie, so ist deshalb zu fragen, steht es denn wirklich um eine dritte Welle der Verhaltenstherapie?

Die Antwort meines Vortrags lautet: Die dritte Welle lässt sich im Gegensatz zu ihren Vorgängern aus guten empirischen Gründen nicht mehr auf ein vereinheitlichendes, pathogenetisch wie therapeutisch relevantes Prinzip zurückführen. In unseren anspruchsvollen Gehirnen ist nun mal eine Vielzahl unterschiedlicher, für den Outcome von Psychotherapie relevanter Mechanismen am Werke. Dieser Umstand wird die weitere Entwicklung der evidenzbasierten Psychotherapie dazu bewegen, die theoretische Monokultur der Verhaltenstherapie zu überwinden und eine dritte Welle in der Form einer breiter angelegten psychotherapeutischen Anthropologie anzustoßen. Ich werde in dem Vortrag versuchen, die Umrisslinien dieser mutmaßlichen dritten Welle zu skizzieren.

 

Workshops

WS 8 | Matthias Berking
Förderung der Emotionsregulation bei Menschen mit psychischen Störungen

9:45 – 13:00 Uhr und 15:45 – 19:00 Uhr

Viele Patienten haben Schwierigkeiten damit, negative Emotionen wahrzunehmen, zu verstehen, zu akzeptieren und/oder zu verändern. Oft tragen diese Defizite im adaptiven Umgang mit negativen Emotionen wesentlich zur Entstehung und Aufrechterhaltung psychischer Störungen bei.
Vor diesem Hintergrund wurde das Training emotionaler Kompetenzen (TEK) entwickelt. Ziel des Trainings ist es, Patienten adaptive Strategien für den Umgang mit negativen Emotionen zu vermitteln und ihnen Übungen an die Hand zu geben, mit denen sie emotionale Kompetenzen selbstständig weiter trainieren können. Im TEK-Workshop erhalten die Teilnehmer die Gelegenheit, sowohl die theoretischen Hintergründe als auch die konkreten Vorgehensweisen des Trainings kennen zu lernen.

WS 9 | Gabriele Enders
Kreative Medien in der Psychotherapie I:
Die Arbeit mit dem Familienbrett

9:45 – 13:00 Uhr

Wir leben und arbeiten alle in Systemen, sei es in der Familie, im Beruf, in Organisationen. Unser Leben und Arbeiten wird auch beeinflusst von Systemen, in denen wir einmal gelebt haben: die Herkunftsfamilie, Adoptivfamilie, Peergroups.
In der therapeutischen Arbeit ist es unterstützend, Verflechtungen, Verbindungen und Ressourcen aus diesen Systemen sichtbar und oft auch wieder erlebbar zu machen. Zeichnungen, Skizzen oder Genogrammarbeit sind eine Möglichkeit, das Familienbrett bietet darüber hinaus Impulse durch die handelnde Funktion.
Im Workshop soll anhand von Beispielen und Interventionsmöglichkeiten der Umgang mit dem Familienbrett veranschaulicht und eingeübt werden. Es können auch eigene Fallbeispiele zur Supervision mitgebracht werden.

WS 10 | Ellert Nijenhuis
Phasenorientierte Behandlung chronischer Traumatisierung: Behandlungsleitfäden

9:45 – 13:00 Uhr und 15:45 – 19:00 Uhr

Im Workshop werden integrative Maßnahmen hervorgehoben, die notwendig sind, um eine Strukturelle Dissoziation zu überwinden und situationsangepasster auf die Herausforderungen des täglichen Lebens zu reagieren. Die Anwendung dieser therapeutischen Maßnahmen bei chronischer Traumatisierung in den verschiedenen Behandlungsphasen wird besprochen. Phasenorientierte Intervention gehört zum gegenwärtigen Behandlungsstandard und hilft insbesondere spezifische traumabezogene Ängste zu überwinden. In Phase 1 sind es Ängste aus traumabedingten mentalen Prozessen und Verhaltensweisen, Ängste vor den dissoziierten Anteilen untereinander sowie vor Bindung und Bindungsverlust gegenüber dem Therapeuten. In Phase 2 werden Ängste vor traumatischen Erinnerungen behandelt sowie Ängste hinsichtlich der unsicheren Beziehung zum Täter/zu den Tätern thematisiert. In Phase 3 werden Ängste vor normalen Alltagsrisiken und Veränderungen sowie vor Intimität und Nähe fokussiert. In der klinischen Praxis sind diese Phasen flexibel und rekursiv.
Im Workshop werden einige Behandlungstechniken anhand von Videodemonstrationen, Vorführungen und praktischen Übungen vermittelt.

WS 11 | Markus Pawelzik
Einführung in die mentalisierungsbasierte Psychotherapie der Borderline-Persönlichkeitsstörung

9:45 – 13:00 Uhr und 15:45 – 19:00 Uhr

Die MBT gehört zu den erfolgreichsten Behandlungsansätzen bei der Borderline-Persönlichkeitsstörung. Ausgangspunkt ist die Vorstellung, dass bindungstraumatische Erfahrungen zu einer defizitären Emotionsregulationskompetenz sowie einer situativ erheblich eingeschränkten Mentalisierungsfähigkeit führen können. Ziel des Behandlungsansatzes ist es folgerichtig, das Mentalisieren - die Fähigkeit, eigene wie fremde mentale Zustände zu erkennen und zu beeinflussen - zu stimulieren. Anhaltende Mentalisierungsstimulation fördert nachweislich die Entwicklung der Mentalisierungsfähigkeit, die unerlässlich ist, um mit Konflikten, Ambivalenzen und Empfindlichkeiten behutsamer, akzeptierender und achtsamer umgehen zu lernen.

WS 12 | Nossrat Peseschkian
Jedes Zeitalter hat eigene Probleme, jede Seele ihre besondere Sehnsucht - Die Bedeutung des Zeitgeists für die menschliche Entwicklung im Zeitalter der Globalisierung und Radikalisierung - 5-stufige Konfliktverarbeitung

9:45 – 13:00 Uhr und 15:45 – 19:00 Uhr

„Sammle die hellen Stunden des Lebens ein und bewahre sie für die dunkle Zeit“

Unsere Welt hat sich verändert. Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit ist eine globale, vernetzte Gesellschaft im Entstehen, deren Hauptmerkmal ihre kulturelle Vielfalt ist. Der Prozess der Globalisierung - nicht nur auf der politischen, sondern vor allem auf der mentalen Ebene - geht nicht ohne Herausforderungen vor sich. Wir haben die Aufgabe, unseren Fachrichtungen eine neue Richtung zu geben, so dass sie den Anforderungen der heutigen Zeit angemessen begegnen können. Dies erfordert allerdings ein Umdenken - von einer monokulturellen und monoätiologischen Betrachtungsweise hin zu einer multikulturellen und multiätiologischen.
Diese Veränderungen und Herausforderungen haben Einfluss auf den einzelnen Menschen, und vor allem auf die individuelle Gesundheit.
Der heutigen globalen Krise - sowohl im individuellen als auch im kollektiven Leben - mit ihren zahlreichen Auswirkungen und Facetten liegen sicherlich diverse Ursachen zugrunde, und Fach-leute verschiedenster Disziplinen beschäftigen sich seit langem mit ihrer Erforschung.
Ziel der Konfliktverarbeitung und Trauerarbeit im Rahmen der psychosomatischen Medizin ist es, ein Modell zu erarbeiten, das als orientierende und strukturierende Hilfe dabei dienen soll, eine Gesamtdiagnose für einen Patienten zu finden, d. h. eine Diagnose, die sowohl das Symptom und seine Ursachen erfasst als auch die mittelbaren Ursachen, die sich aus Lebenssituation, Umwelt, Familie, Subkultur und Kultur ergeben. Darüber hinaus muss dieses Modell die gesunden Anteile aufzeigen können, aus denen die Ressourcen für eine Heilung bzw. die Fähigkeiten und Energien für das Umgehen mit der Krankheit und der veränderten Lebenssituation hervorgehen.

Diese Veranstaltung ist nicht nur eine Informationsquelle, sondern auch eine Oase der Entspannung.

WS 13 | Henning von Vangerow
TaKeTiNa - Rhythmische Selbsterfahrung

9:45 – 13:00 Uhr und 15:45 – 19:00 Uhr

TaKeTiNa, entwickelt von Reinhard Flatischler, ist das einmalige Erleben unterschiedlicher Rhythmen zur gleichen Zeit. Einer im Schreiten der Füße, getragen von der brasilianischen Basstrommel Surdo, der zweite im Klatschen der Hände. Der Leiter spielt einen brasilianischen Musikbogen, den Berimbao und singt. Die Gruppe antwortet und wird so in einen dritten Rhythmus hineingewoben.
Das Erlebnis der Gleichzeitigkeit unterschiedlicher Rhythmen erlaubt tiefes Loslassen und Entspannen; lineares Denken ist nur noch bruchstückhaft möglich. Fällt man ganz oder teilweise aus dem Rhythmus heraus, beginnt ein Suchprozess, der von der tragenden Gruppe unterstützt wird. Die Konfrontation mit dem Bedürfnis, kontrollieren und festhalten zu wollen, führt zu Momenten von Konfusion, aber auch zu Momenten von Entspannung, Durchlässigkeit und einem großem Glücksgefühl, sobald sich der Rhythmus ohne nachzudenken von selbst einstellt.
Die Teilnehmer berichten vom Erlebnis innerer Stille, vom Loslassen alter Muster, vom Verschieben der Zeitbegriffe und der Erfahrung von Neuorientierung.

WS 14 | Gabriele Enders
Kreative Medien in der Psychotherapie II:
Die Arbeit mit assoziativen Kartenspielen

15:45 – 19:00 Uhr

Die in der Therapie häufig bevorzugte Form der verbalen Interventionen stößt manchmal an Grenzen. Um Prozesse aus einer anderen Perspektive in Gang zu bringen, vielleicht andere Lösungsmöglichkeiten zu entdecken, Zugang zu eigenen kreativen Ressourcen zu bekommen bedarf es anderer, nonverbaler Interventionen. Mit assoziativen Karten zu unterschiedlichen Themenbereichen wird dieser Zugang versucht. Im Workshop wird anhand von praktischen Übungen die Arbeitsweise erläutert und erfahren.

 

Programm Sonntag, 02.11.2008

Vorträge

V 5 | Matthias Berking
Zur Relevanz emotions-bezogener Vermeidung in der Therapie hoch suizidaler Patienten und was wir daraus für die tägliche Praxis lernen können

8:30 – 9:15 Uhr

Bei dem Versuch, aversive innere Erfahrungen zu vermeiden, greifen Patienten oft auf Strategien zurück, die einerseits zu einer kurzfristigen Stimmungsverbesserung führen, andererseits jedoch langfristig zur Aufrechterhaltung emotionaler Probleme beitragen. Vor diesem Hintergrund können ausgeprägte Vermeidungstendenzen gegenüber negativen Emotionen als wichtiger störungsübergreifender therapeutischer Ansatzpunkt gesehen werden. Um die Relevanz dieses Ansatzpunktes weiter zu klären, wurde in einer Studie an 81 hochsuizidalen Patienten mit Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPD) untersucht, inwieweit die Tendenz, aversive innere Erfahrungen zu vermeiden, mit der Reduktion affektiver Symptome während der Therapie zusammen hängt. Die Ergebnisse bestätigen die angenommene Relevanz von Vermeidungstendenzen für den Therapieerfolg. Damit sprechen die Ergebnisse auch für die Annahme, dass der Einsatz von Maßnahmen zur Reduktion dieser Vermeidungstendenzen (z.B. Achtsamkeitstrainings, Emotionsakzeptanztrainings, etc.) bei einer ganzen Reihe psychischer Probleme geprüft werden sollte.

V 6 | Agnes Kaiser Rekkas
Hypnotherapie bei psychosomatischen Krankheitsbildern

14:30 – 15:15 Uhr

Psychosomatisch Erkrankte sprechen meistens gut auf Hypnose an. Das erklärt sich einerseits durch ihren oft langen Leidensweg. Sie bewerten Hypnose als Chance und erwarten etwas Besonderes. Diese Erwartungshaltung erzeugt eine produktive Suggestibilität. Andererseits ist eine besondere Fähigkeit zu dissoziierten Bewußtseinszuständen, die sich aus der Lebensgeschichte ableitet, zu beobachten. Im Vortrag werden Konzept und Therapieplan einer Hypnotherapie dargestellt:

  • Neuorientierung des Patienten und Engagierung für aktive Mitarbeit
  • Anleitung in hypnotischer Tiefenrelaxation
  • Therapeutisches Visualisieren
  • Training in Selbsthypnose
  • Installation ideomotorischer* Signale
  • ‚Die Fee, das Tier und der Freund‘ – die hilfreiche innere Instanz
  • ‚Der sichere Ort‘ - ein stets verfügbares Refugium
  • Komposition von persönlichen Hypnose-Anleitungen auf Tonträgern
  • Metaphorische Phantasiereisen
  • Psychotherapeutische Arbeit (Hypnoanalyse)
  • Praxis und Themenkomplex der psychotherapeutischen Selbsthypnose
  • Paradigmen geistiger Öffnung: Frage nach Sinn der Erkrankung
  • ‚Es gibt kein Zurück‘ - Hypnoprojektive Gestaltung eines veränderten Lebens mit/nach der Krankheit
  • Hypnose als Begleiterin nach der Gesundung

* ideomotorisch: unbewusst ausgeführt, nur durch Vorstellungen ausgelöst

 

Workshops

WS 15 | Thomas-Valentin Welter
Spiritualität und transpersonale Atemerfahrungen

9:45 – 13:00 Uhr und 15:45 – 19:00 Uhr

WS 16 | Benno Lewe
Emotionsfokussierte Therapie nach Leslie Greenberg bei Depression

9:45 – 13:00 Uhr und 15:45 – 19:00 Uhr

Greenberg et. al. haben einen emotionsfokussierten Therapieansatz (EFT) entwickelt, der in den letzten Jahren auch zunehmend bei anderen therapeutischen Richtungen Interesse findet. Ein wichtiger Grundgedanke ist, dass Emotionen nicht ausschließlich Folge von Kognitionen sind (mind over mood); andererseits wird nicht einem blinden kathartischen Fühlen (mood over mind) das Wort geredet. Vielmehr geht es um einen intelligenten Umgang mit Emotionen, eine gesunde Emotionsregulation.
Im Seminar wollen wir uns kurz mit den Grundgedanken der EFT beschäftigen. Diese wollen wir uns für die Behandlung der Depression, nach Meinung mancher Forscher einer der Haupterkrankungen der Zukunft, zunutze machen. Wir werden eine Fallkonzeption der Depression nach dem Konzept der EFT entwickeln, die verschiedenen Therapiephasen kennenlernen und uns mit prototypischen Schwierigkeiten auseinandersetzen.
Das Vorgehen soll in praktischen Übungen erprobt werden.
Ziel des Seminars ist es, dass die Teilnehmer Elemente aus der EFT anschließend bei der Behandlung von Depressionen in Ergänzung ihres bisherigen Vorgehens (z.B. der kognitiven Verhaltenstherapie) verwenden können.

WS 17 | Gehad Mazarweh
Kulturkonflikte und ihr Einfluss auf den Verlauf der Psychotherapie

9:45 – 13:00 Uhr und 15:45 – 19:00 Uhr

WS 18 | Petra Meibert
Stressbewältigung durch Achtsamkeit - Mindfulness-Based Stress Reduction (MBSR)

9:45 – 13:00 Uhr und 15:45 – 19:00 Uhr

Achtsamkeit ist ein Bewusstseinszustand, der durch eine nicht-urteilende Anwesenheit im gegenwärtigen Augenblick und ein lebendiges Erleben des Hier und Jetzt gekennzeichnet ist. Diese Art der Aufmerksamkeitslenkung kann durch systematisches Üben kultiviert werden und fördert die Klarheit des Geistes sowie die Fähigkeit, die Realität des gegenwärtigen Augenblicks zu akzeptieren. Dies wiederum ist eine Ressource für einen gesunden Umgang mit Stress.
MBSR, 1979 von Jon Kabat-Zinn entwickelt, ist ein 8-wöchiges Gruppenprogramm, in dem Achtsamkeit kultiviert wird, sowohl durch formelle Achtsamkeitsübungen als auch durch das Üben von Achtsamkeit und einer achtsamen Haltung im Alltag. Dazu vermittelt der Gruppenleiter auf der Basis der Achtsamkeitspraxis Möglichkeiten für einen konstruktiven Umgang mit Stress und schwierigen Gefühlen und Gedanken sowie herausfordernden Situationen im Alltag.
Der Workshop bietet eine Einführung in das MBSR-Programm sowie in theoretische Hintergründe und die Anwendungsmöglichkeiten der Achtsamkeitspraxis im Rahmen der Stressbewältigung.
Im praktischen Teil werden wir einige Achtsamkeitsübungen kennen lernen, uns mit dem Thema „Selbstfürsorge durch Achtsamkeit“ beschäftigen und gemeinsam erarbeiten, wie Achtsamkeit die psychotherapeutische Arbeit beeinflussen/bereichern kann.
Schwerpunkt: Wie nützt Achtsamkeit im Rahmen der Psychohygiene/ Stressbewältigung dem Psychotherapeuten/ der Psychotherapeutin?
Wie können Achtsamkeitsübungen in einen Therapieprozess integriert werden?

WS 19 | Dirk Revenstorf
Selbstwert und Körpertherapie

9:45 – 13:00 Uhr und 15:45 – 19:00 Uhr

Selbstwert drückt sich in Meinungen über sich selbst und in selbstsicherem Verhalten aus. Die Grundlage dazu ist das Gefühl, selbstverständlich in der Welt einen Platz zu haben. Dieses Gefühl wird durch den Körper zum Ausdruck gebracht und vermittelt - durch die Wahrnehmung der Bedürfnisse ebenso wie die ihrer Blockaden. Durch die Arbeit mit dem Körper, seinen Bewegungen und Haltungen können die Blockaden aufgespürt und der Zugang zur positiven Grundhaltung sich selbst gegenüber geöffnet werden. Ziel des Workshops ist es, dies an Übungen zu zeigen.

WS 20 | Agnes Kaiser Rekkas
Hypnose in der Psychosomatik

9:45 – 13:00 Uhr und 15:45 – 19:00 Uhr

Die Hypnotherapie offeriert dem psychosomatisch erkrankten Menschen eine vielfarbige Palette. So beeinflusst von Anbeginn der Therapie die hypnotische Tiefen-Entspannung durch positive vegetative Stimulierung den somatischen Befund. Die körperlichen Abwehrkräfte können sich aufbauen und stabilisieren. Wird tiefe Hypnose mit sinnvollen, bildlichen Vorstellungen angereichert, entfalten sich Selbstheilungspotentiale, die Linderung und idealerweise die Auflösung der Symptomatik in Gang setzen.
Auf der psychischen Ebene werden die fragliche Funktion der Krankheit, in Zusammenhang stehende traumatische Erfahrungen und systemische Verstrickungen schonend aufgedeckt und konstruktiv gewandelt und bewältigt. Hierfür ermöglicht das unbewusste Antwortsystem der ideomotorischen* Signale Einblick in psychische Abläufe, die dadurch auf einmal verständlich werden. Anschließend kann das Repertoire an vielseitigen ideomotorischen Interventionen ausgeschöpft werden. Metaphorische Phantasie-Reisen gewähren dagegen den magischen Rahmen für Ruhe, Schutz, Wachstum und Körper-Seele-Heilung im Stillen. Seelische Neuorientierung und Entwicklung werden dadurch mit sanfter Hand geführt. Die damit automatisch einhergehende Ich-Stärkung verbessert das Allgemeinbefinden, und die offensichtlichen Fortschritte und Erfolge motivieren den Patienten zur aktiven Mitarbeit, wie zur Ausübung der Selbsthypnose. Alle Facetten der Hypnotherapie kommen ins Spiel, womit sich das Geschehen auf mehreren Bühnen gleichzeitig, aber vor allem hinter den Kulissen im Verborgenen, abspielt.
Mit Live-Demonstrationen, Übungen und Falldarstellungen werden praxisorientiert hypnotherapeutische Basistechniken zur Behandlung psychosomatischer Erkrankungen erlernt.

* ideomotorisch: unbewusst ausgeführt, nur durch Vorstellungen ausgelöst