Prof. Dr. Dr. Dipl.-Psych. Ralf Pukrop
Dozent der Kölner Therapietage 2009

Ralf Pukrop ist seit 2001 Leiter des Funktionsbereichs für Klinische und Experimentelle Psychologie an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität zu Köln. Als Psychologischer Psychotherapeut ist er seit 2003 auch ein beliebter und vielseitiger Dozent der AVT, dem es immer wieder gelingt, komplexe Themenbereiche anschaulich und interessant zu gestalten.
Website von Ralf Pukrop
Veröffentlichungen von Ralf Pukrop
Das war der Beitrag 2009:
V 4: Persönlichkeitsstörungen als Avantgarde zur Erneuerung unserer Klassifikationssysteme
Den meisten praktisch tätigen Therapeuten ist die Schiefe der gültigen Diagnosesysteme explizit oder intuitiv ohnehin evident, wenn es darum geht, bei der täglichen Arbeit mit teilweise absurden Bemühungen eine passende Schublade bei der Formulierung des Therapieantrages zu finden. Aber was sind die Alternativen?
Das DSM-V steht vor der Tür. Aus diesem Anlass setzen sich die Experten in den entsprechenden Gremien erneut selbstkritisch mit den Grenzen eines aus medizinischen Modellen übertragenen kategorialen Verständnisses psychischer Störungen auseinander. Insbesondere bei der Klassifikation von Persönlichkeitsstörungen wird die Unzulänglichkeit von abgrenzbaren "Krankheitseinheiten" offenbar.
Der Vortrag versucht, die Komplexität der verschiedenen Modelle und die Fülle empirischer Daten zu diesem umfassenden Thema herunterzubrechen und in einigen Grundgedanken zu integrieren. Die Persönlichkeitsstörungen spielen dabei möglicherweise eine Vorreiterrolle, da sich innovative Vorstellungen an diesem ohnehin in einem medizinischen Modell kaum fassbaren Phänomen sozusagen gefahrloser erproben lassen. Dabei müssen Erkenntnisse dimensionaler Klassifikationsversuche, neurowissenschaftlicher und genetischer Forschungen sowie moderner therapeutischer Ansätze berücksichtigt werden. Herkömmliche Grenzen oder Übergänge müssen neu definiert werden – Grenzen zwischen verschiedenen psychischen Störungen im Sinne eines auch ethisch fragwürdigen Komorbiditätsproblems, zwischen Achse I (klinische Störungen) und Achse II (Persönlichkeitsstörungen), zwischen "normal" und "gestört".
31.10.2009, 14:30 – 15:15 Uhr
WS 10: Integrativer Ansatz zum Verständnis und zur Behandlung von Persönlichkeitsstörungen
In den letzten Jahren sind erfreulich viele neue Ansätze zur Behandlung von Persönlichkeitsstörungen entwickelt worden (z.B. Schematherapie, Dialektisch Behaviorale Therapie, Psychoedukation, Kognitiv-Analytische Therapie, Gesprächspsychotherapeutischer Ansatz der doppelten Handlungsregulation, medikamentöse Strategien und einige mehr). Im Workshop wird nach Gemeinsamkeiten dieser Ansätze gesucht, um gesicherte Heuristiken zum Verständnis und therapeutisch-praktischen Umgang mit entsprechenden Patienten herauszuarbeiten. Dazu werden die therapeutischen Ansätze auch zu der Grundlagenforschung im Bereich der Persönlichkeitsstörungen in Beziehung gesetzt: Evolutionstheorie, Neurowissenschaften, Persönlichkeits- und Psychotherapieforschung bieten theoretische Bausteine, aus denen sich je spezifische Handlungsstrategien ableiten lassen.
Beispiele des Dozenten stammen aus dem gesamten Spektrum der Persönlichkeitsstörungen und beschränken sich keineswegs auf die am stärksten beforschte Borderline Persönlichkeitsstörung, Fallbeispiele der Teilnehmer sind ausdrücklich erwünscht. Eine undogmatische Grundeinstellung der eigenen therapeutischen Heimat gegenüber ist dabei eine günstige Voraussetzung, da eine Überführung unterschiedlicher Konzepte nie theoretisch befriedigend, wohl aber praktisch hinreichend gelingen kann.
31.10.2009, 9:45 – 13:00 und 15:45 – 19:00 Uhr (ausgebucht)