Dr. Wolfgang Schmidbauer

Dozent der Kölner Therapietage 2007

Wolfgang SchmidbauerWolfgang Schmidbauer, Jahrgang 1941, ist langjähriger Lehranalytiker und Supervisor mit Bestätigung durch die „Deutsche Gesellschaft für Psychoanalyse, Psychotherapie, Psychosomatik und Tiefenpsychologie“ (DGPT). Er gehört zu den Gründungsmitgliedern der „Gesellschaft für analytische Gruppendynamik“ (GaG e.V.) sowie der „Münchner Arbeitsgemeinschaft für Psychoanalyse“ (MAP e.V.), wo er bis 1980 im Vorstand tätig war. Er hat an der LMU München sowie der Gesamthochschule Kassel gelehrt.
Wolfgang Schmidbauer hat seit 1971 zahlreiche Sachbücher, Erzählungen und Romane veröffentlicht. 1977 wurde sein Werkstattbericht „Die hilflosen Helfer“ zum Bestseller. Das Thema wurde so intensiv aufgegriffen, dass sich heute kaum jemand mehr an den Ursprung des Begriffs „Helfersyndrom“ erinnert. Neben der Auseinandersetzung mit den Folgen helfender Berufe bilden Veröffentlichungen zum Verhältnis der Geschlechter einen weiteren Schwerpunkt seiner Arbeit. Mit „Die Angst vor Nähe“ erzielte er 1985 einen weiteren Bestseller.
In den letzten Jahren beschäftigt sich Wolfgang Schmidbauer stärker mit Aspekten politischer, wissenschaftlicher und psychosozialer Einrichtungen - derzeit besonders mit „der wachsenden Macht der Event-Kultur“ über ebendiese.

Das war der Beitrag 2007:

Workshop WS 19: Mobbing

Wenn einer der vielen Konflikte des Berufslebens mit dem Begriff „Mobbing“ angegangen wird, kann diese Begriffswahl ebenso das Problem verschleiern wie dazu beitragen, es zu klären. Wer sich gekränkt fühlt, ohne einzusehen, dass er zur Entstehung der Kränkung beiträgt, kann mit Hilfe des Mobbing-Begriffs seine Opferposition stärken; wer angesichts von Problemen mit einem Mitarbeiter diesen des Mobbing „nach oben“ verdächtigt, kann eigene Führungsschwächen und Unklarheiten verschleiern. Das Berufsleben ist ein Training im Ertragen von Bedürfnisaufschub und damit auch in der Verarbeitung von Kränkungen. In Zeiten, in denen Berufstätige angemessene Möglichkeiten haben, sich zu erholen, in denen sie ihre Arbeit als sinnvoll und erfolgreich erleben und den Eindruck haben, von ihrer Umwelt – in Organisationen: von Kollegen und Vorgesetzten – ausreichend bestätigt zu werden, gelingt es den meisten auch, Kränkungen zu verarbeiten, Aggressionen zu neutralisieren, sich gegenseitig das für den Betriebsfrieden unentbehrliche Maß an Bestätigung zu gewähren.
Wenn diese Situation kippt und eine Organisation unter erhöhten Druck gerät, werden diese stabilisierenden Prozesse erschwert. Häufig steigern die Folgen den ohnehin bestehenden Druck noch weiter.
In dem Seminar soll dieses Problem unter institutionsanalytischen und narzissmustheoretischen Aspekten vertieft werden.

Empfohlene Literatur:
W. Schmidbauer, Persönlichkeit und Menschenführung. Vom Umgang mit sich und mit anderen, München (DTV) 2004


Vortrag V 7: Burnout bei Psychotherapeuten

Wie alle sozialen Berufe sind auch Therapeuten davon bedroht, dass die emotionalen Fundamente ihrer Berufsarbeit durch diese beschädigt werden und sie sich nicht mehr mit der gebotenen Empathie und „gleichschwebenden Aufmerksamkeit“ (S. Freud) ihren Patienten zuwenden können. Über spezifische Gefahren des Therapeutenberufs und Möglichkeiten einer Prophylaxe soll es in dem Vortrag gehen.

Empfohlene Literatur:
O.F. Kernberg, B. Dulz, J. Eckert (Hrg.), Wir Psychotherapeuten über sich und ihren „unmöglichen“ Beruf, Stuttgart (Schattauer) 2005


Workshop WS 23: Therapy on Demand bei narzisstischen Störungen

Personen mit gestörtem Selbstgefühl schwanken zwischen manischer Grandiosität und depressiven Vernichtungsphantasien. In einer Psychotherapie erhoffen sie sich häufig, dass der Behandler ihnen hilft, ihre unrealistischen Vorstellungen über grandiose Erfolge im Beruf oder in ihren Liebesbeziehungen zu verwirklichen. Therapeuten, welche diese Situation nicht erkennen und unrealistische Versprechungen machen, geraten in Gefahr, durch das Konzept eines nach Abschluss der Therapie zu erwartenden „therapeutischen Erfolges“ Vermeidungs- und Erwartungshaltungen während der Behandlung eher zu festigen als aufzulösen. Angesichts von Personen, bei denen eine oder mehrere erfolgsorientierte Behandlungen gescheitert sind, empfiehlt der Autor eine bedarfsorientierte Behandlung mit variabler Frequenz und der Möglichkeit, in akuten Krisen kurzfristig klärende Hilfe zu beanspruchen, ohne sich zu einer regelmäßigen Arbeit zu verpflichten.
Die Teilnehmer sollen eigene Fälle einbringen; diskutiert werden technische Probleme und Gegenübertragungsaspekte.

Empfohlene Literatur:
W. Schmidbauer, Therapy on Demand. Narzissmus und bedarfsorientierte Psychotherapie. Düsseldorf (Walter-Verlag) 2005


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