Prof. Dr. Rudolph Schmitt
Dozent der Kölner Therapietage 2007

Das war der Beitrag 2007:
Workshop WS 17: Einführung in die systematische Metaphernanalyse
Rudolf Schmitt erzählt von einem Erlebnis in einer Strafvollzugsanstalt: „In einer Sitzung war mir aufgefallen, dass ein bisheriger Teilnehmer fehlte; ich erhielt auf meine Frage, ob jemand wüsste, warum er fehle, zunächst ein längeres Schweigen. Dann kam die Antwort: Er sei ein Lampenbauer gewesen. Alle im Raum wussten Bescheid – bis auf mich, den Psychologen.“
Unsere Sprache ist durchsetzt mit Metaphern, wir verstehen – und missverstehen andere Menschen, indem wir ihre sprachlichen Bilder übersetzen. In stockenden und beiderseits frustrierenden Kommunikationsprozessen blockieren eventuell unterschiedliche Metaphern, die nicht zueinander kompatibel sind, die Verständigung. In der Therapie kann eine passende Metapher ebenso strukturierend das Gespräch beeinflussen wie das gemeinsame Aufspüren der Bedeutungen einer Metapher. Das Aufgreifen der Sprache des Patienten ermöglicht es, dessen Welt aus dem Innern der damit ausgedrückten Selbst- und Weltsicht zu verstehen. Daraus können Handlungsweisen entwickelt werden, die die Patientensicht der Welt nicht überfordern.
Der Workshop führt über einen kurzen Einblick in die Theorie der kognitiven Linguistik nach Lakoff und Johnson in die Metaphernforschung ein und erprobt ausschnitthaft eine davon abgeleitete Analysemethode von Gesprächstranskripten. Anwendungsmöglichkeiten zur Selbstreflexion, zur Supervision schwieriger Therapieverläufe und zur direkten Intervention schließen den Workshop ab. Auch wenn das praktische Üben nicht zu kurz kommen soll, ist ein weitgehendes theoretisches Interesse hilfreich für den Workshop.