Jochen Peichl

Dozent der Kölner Therapietage 2007

Jochen Peichl„Ich überlebte einen schweren Verkehrsunfall „am Ende der Welt“ in Südafrika und erkannte: ‚in 15 Minuten kann sich deine Welt verändern’.“ – So beschreibt Dr. Jochen Peichl, Oberarzt der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapeutische Medizin am Klinikum Nürnberg, einen besonders wichtigen Moment in seinem Leben.

Traumatisierende Erlebnisse stehen seither im Zentrum seiner beruflichen Arbeit in der Klinik und in eigener Praxis. Sein besonderes Interesse gilt der Behandlung von Patienten mit Borderline-Störungen, traumaassoziierten und dissoziativen Störungen. Die stationäre Traumatherapie und die Behandlung von Persönlichkeitsstörungen liefern die Themen vieler seiner Publikationen.

Die berufliche Grundqualifikation hierfür erlangte er zunächst über das Medizinstudium und die Facharztausbildung in Göttingen. Daran schloss sich die Ausbildung zum Psychoanalytiker am Lou-Andreas-Salome Institut Göttingen an. Seit 15 Jahren ist er Lehranalytiker am Institut für Psychoanalyse Nürnberg, daneben Lehrtherapeut des Moreno-Instituts Überlingen. Für die traumatherapeutische Arbeit erlernte er bei Arne Hofmann die EMDR-Methode und ergänzte seine spezifischen fachlichen Kompetenzen mit einer Ausbildung in Ego-State-Therapie bei Woltemade Hartman (Pretoria/SA).

Das war der Beitrag 2007:

Workshop WS 15: Die Nutzung der Ego-State-Therapie bei der Arbeit an Opfer- und Täterintrojekten

Es war Paul Federn, ein Schüler von Sigmund Freud, der ein Energiemodell vorschlug, das Ego-States (Ich-Zustände) innerhalb des Egos erfasste. John und Helen Watkins erweiterten das Konzept Paul Federns und seines Protegés Edoardo Weiss und schufen eine Form hypnoanalytischer Therapie, die heute als Ego-State-Therapie oder „Innere Kind-Arbeit“ bekannt ist. Die Watkins konzeptualisierten das Ego als einen Zustand, der aus mehreren Ego-Zuständen besteht, die voneinander durch mehr oder weniger durchlässige Grenzen getrennt werden. Für diese Trennung spielt die Dissoziation einen große Rolle, von der normalen Alltagsdissoziation bis hin zur pathologischen Dissoziation nach Traumaerfahrung. Jeder dieser Ego-States wird als anpassungsfähig und in einer Familie von Subselbsts existierend angesehen, die in einer funktionellen Weise handeln kann und, wie viele Familien, unterschiedliche Grade an Dysfunktion aufweisen kann. Gewöhnlich zeigt sich eine Pathologie dann, wenn Uneinigkeiten oder ein Mangel an Kooperation zwischen den Ego-States auftritt. Das Ziel der Ego-State-Therapie ist die Integration. Die „Innere Kind-Arbeit“ ist neben den imaginativen Methoden (Luise Reddemann) zur Stabilisierung von schwer gestörten komplextraumatisierten Patienten (früher als Frühstörung bezeichnet) eine sinnvolle Ergänzung in der Traumarbeit; sie kann aber auch zur eigentlichen aufdeckenden Therapie genutzt werden, z.B. zur Arbeit mit Täter- und Opferintrojekten auf der inneren Bühne. Ausgehend vom einfachen und normalen Modell der Introjektion bei der Bildung des Über-Ichs befasse ich mich mit der traumainduzierten Introjektion und ihrer Handhabung. Durch praktische Übungen und Live-Demonstrationen will ich die Theorievermittlung auflockern. Eigene Fallschilderungen durch die Teilnehmer zu dem Thema sind willkommen.


Weitere Informationen zu Jochen Peichl

Bücher von Jochen Peichl