Prof. Dr. Dipl.-Psych. Dieter Wälte
Dozent der Kölner Therapietage 2006

Das war der Beitrag 2006:
WS 03: Integrative Konzepte und Behandlungsstrategien bei somatoformen Störungen
Neue Untersuchungen weisen darauf hin, dass somatoforme Störungen neben Angststörungen und Depressionen zu den häufigsten psychischen Störungen gehören. Das extrem hohe Inanspruchnahmeverhalten dieser Patienten in Bezug auf medizinische Hilfe zieht hohe Kosten im Gesundheitssystem nach sich. Unnötige medizinische Hilfe ließe sich vermeiden, wenn diese Patientengruppe psychotherapeutische Hilfe bekommt. Dieser Workshop geht zunächst intensiv auf die Formen und Erscheinungsbilder somatoformer Störungen ein. Es werden darauf bezogen die wichtigsten ätiologischen Modelle diskutiert und so übersetzt, dass sie auch für die Psychoedukation genutzt werden können. Schließlich werden Bausteine bewährter verhaltenstherapeutischer und systemischer therapeutischer Interventionen vorgestellt, welche die emotionale, die kognitive, die somatische und die interaktionelle Ebene der Beschwerden des Patienten berücksichtigen.
Vortrag: Komorbidität " eine Herausforderung für eine integrative Sichtweise in der Verhaltenstherapie
In Klinik und Praxis der Verhaltenstherapie stellen sich in der Regel Patienten vor, die mehr als eine psychische Störung aufweisen. Demgegenüber hält in der verhaltenstherapeutischen Forschung aber noch der Trend an, rein störungsspezifische Interventionsmodule zu entwickelt. Und auch die einschlägigen Lehrbücher sind in der Regel störungsspezifisch ausgerichtet. Hinter diesem Konzept verbirgt sich der positivistische Glaube an eine Klärung der differentiellen Indikationsfrage in der Zukunft. Dieser Glaube hilft dem Praktiker und Kliniker allerdings nicht viel weiter. In diesem Vortrag sollen deshalb Lösungswege für eine integrative Vorgehensweise in der Verhaltenstherapie bei Komorbidität entwickelt werden, die sich von folgenden systemisch reflektierten und systemisch erweiterten Handlungsschritten leiten lässt: empathische Beziehungsgestaltung und Analyse der Übertragung und Gegenübertragung, störungsspezifische und störungsübergreifende biographische Klärungsarbeit, Psychoedukation, Erweiterung des Handlungsspielraumes durch Exposition, Umstrukturierung negativer Selbstreferenz und Optimierung des Selbstmanagement.